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[lang_de] Aus Collage und Verfremdung
Vom Menschen und seiner Realität
Bilder von bruno da Todi in der Deutschen Bank

„Als Maler will ich den Menschen kennen lernen. Ich möchte von ihm und seiner Realität sprechen“. Der Italiener bruno da Todi verarbeitet seine Vorstellungen von Menschen in seine Bilder. Er sieht sie in komplexe Beziehungsgeflechte verstrickt und in ihrer eigenen deformierten Umwelt untergehen. Für seine Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch schuf sich der in Nürnberg lebende Künstler eine eigene Mischtechnik aus Collage und Verfremdung. In der Schalterhalle der Deutschen Bank in der Nürnberger Straße 37 sind seine „Glanz“-Werke bis zum 12. Dezember ausgestellt.

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In einer dunkelbraun erdig sandigen Masse krümmen sich Figuren in hilflosen Verrenkungen. An manchen erkennt man Stofffetzen. Blaue bis bräunliche Farbe quillt aus dem Inneren der Bilder. Alles scheint ein heilloses Durcheinander, ein verzweifeltes Verrenken der Gestalten. Es sind da Todis Phantasien zu „Basel 1986“. Zu diesem Titel gehört für ihn noch die Frage „Warum?“.

Der 1937 in Todi als Bruno Spita geborene Maler nahm schon vor langer Zeit Abstand von der Darstellung konkreter Gegenstände zugunsten von Formen, Farben und der Beziehung der Kontraste zueinander. Er entdeckte unübliche Materialien für sich: Blätter Holz, Stoffreste, Sand. In raffinierten Collagen fügt er sie zusammen und verfremdet sie weiter durch Brennen, Kratzen, Löchern. Zum Schluss legt er eine Lackschicht auf, die die Exponate wie Emaillearbeiten erscheinen lassen. Seit 1970 entwickelt er diesen Stil konsequent weiter, denn darin glaubt er seine Sprache gefunden zu haben. „Ein Lappen symbolisiert für mich die Menschheit. Stoffreste und Sand sind Teile der Natur; ich muss verbrennen, kratzen, ausgraben, was mir erlaubt, das was ich in mir habe, auszusagen.“ Dabei möchte er in seinen Bildern immer Raum lassen für die Phantasie desjenigen, der sehen, lesen und fühlen will. Überall in den Arbeiten des bruno da Todi spürt man den Menschen als ein unfähiges Wesen, das sich nicht aus seinem elenden Schicksal befreien kann und zur Marionette verkümmert. Dabei durchbricht er seine eigenen Bilder, so dass Löcher entstehen. Sind die der Durchbruch in den unendlichen Schmerz oder vielleicht doch die Hoffnung auf Befreiung? Die „Aufgehängte Wäsche“, wie er viele seiner Arbeiten nennt, hängt aufgereiht wie leere willenlose Menschenhüllen an der Leine. Schließlich hängen gar gekreuzigte Stoffmenschen an der Wäscheschnur.

Zweifellos leistet sich bruno da Todi geistige Höhenflüge mit seinen Bildern, denen man nicht mit dem Verstand begegnen kann; ihrer Ausstrahlung aber kann man sich kaum entziehen.
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